Hertha „rockt“ den Ally Pally

  

Fünf Herthaner machten sich letzten Dienstag auf den Weg nach London zu den World Championship of Ping Pong, in Deutschland besser bekannt als „Clickball-Weltmeisterschaft“, ausgetragen im ehrwürdigen Alexandra Palace. Ein Rückblick aus Berliner Sicht auf ein unglaubliches Event mit dem Highlight der Qualifikation von Jan „The Rock“ Hermann für das Main Event.

Lange geplant und vorbereitet war es letzten Dienstag endlich so weit. Wir starteten Richtung London. Wir, das sind: Jan Hermann, Niels Büchel, Eric Osbar, Daniel Streich, Torsten „The Coach“ Löffler, allesamt aktive Herthaner. Unser Ziel: Die World Championship of Ping Pong, die am 26./27.1. im Alexandra Palace ausgetragen wurden und der Möglichkeit sich noch im Last Chance-Turnier am 24.1. einen der letzten begehrten Startplätze zu sichern.

Nach später Ankunft am Dienstagabend und Beziehung unserer Bleibe in Stratford, war am Mittwoch Zeit für etwas Sightseeing. Wir ließen es uns auch nicht nehmen den London Bounce Club zu besuchen, eine Art Pub mit vielen Tischtennisplatten. Hier wurde sofort Freundschaft mit der mexikanischen Delegation geschlossen und der letzte Feinschliff für das morgige Qualifikationsturnier geholt.

England, die Wiege des TT-Sports

In aller Frühe machten wir uns Donnerstagmorgen auf den Weg in den Ellenborough Table Tennis Club. Die gute Nachricht hatte sich auch bereits bis zu uns herumgesprochen. Anstatt der angekündigten zwei Startplätze für das Hauptevent am Wochenende, gab es einen zusätzlichen dritten Startplatz (nicht ganz unwichtig wie sich später herausstellen sollte). Somit war das große Ziel aller Spieler mindestens in das Halbfinale zu kommen. Gespielt wurde in 6 Gruppen a 7-8 Spieler, von denen sich die ersten fünf für die KO-Runde qualifizierten. Durch Absagen und/oder Ausfälle nutzten auch bereits qualifizierte WM-Teilnehmer dieses Turnier als Trainingsmöglichkeit, so dass es in den Gruppen schon zu hochklassigen Partien kam, die aber nicht gewertet wurden. Alle 4 Herthaner Starter (Jan, Niels, Eric, Daniel) überstanden mehr oder weniger souverän die Vorrunde und sicherten sich somit einen Platz im verbliebenen 32er KO-Feld. Die Auslosung meinte es gut mit uns. Niels und Eric kamen in die obere Hälfte, Jan und Daniel in die untere. Alle überstanden ungefährdet die erste Runde. Im Achtelfinale musste als Erster Eric nach tollem Kampf die Segel streichen und verlor mit 1:2. Niels spielte sich gegen eine chinesische Frau in einen Rausch und besiegte jene mit 2:1 und stand im Viertelfinale. Hier half wieder die Auslosung und er durfte gegen einen Ungarn ran und hatte somit gute Chancen auf den Halbfinaleinzug. In der unteren Hälfte spielten sich Jan und Daniel ins Viertelfinale und wieder half die Auslosung. Jan und Daniel trafen im Viertelfinale direkt aufeinander (2 Chinesen spielten im parallelen Viertelfinale), so dass auf jeden Fall mindestens einer im Halbfinale stand. Niels machte kurzen Prozess mit seinem Gegner und gewann sicher mit 2:0. Und damit war es bereits amtlich. Mindestens ein Herthaner wird den dritten Platz belegen. Der Jubel untereinander kannte kein Halten mehr. Angespornt von dieser Gelegenheit steigerte sich Jan gegen Daniel nach verlorenem ersten Satz von Punkt zu Punkt. Bei 1:0 und 14:14 hatte Daniel dennoch plötzlich Matchball aber „The Rock“ wehrte diesen überragend ab und ließ im dritten Satz nichts mehr anbrennen und gewann verdient mit 2:1. In beiden Halbfinals wehrten sich unsere Clickballasse mit allen Kräften, mussten sich aber gegen ihre chinesischen Gegner jeweils mit 0:2 geschlagen geben. Es kam somit zum Spiel Niels gg Jan um den letzten Startplatz für die bevorstehende Weltmeisterschaft. Auch hier hatte Jan am Ende den längeren Atem und gewann mit 2:1 und Hertha BSC hatte seinen ersten Weltmeisterschaftsteilnehmer im Clickball. Herzlichen Glückwunsch an Jan zu einer überragenden Leistung!!! Glückwunsch aber auch an Niels, Eric und Daniel für ein tolles Turnier. Von 4 Starten schafften es alle unter die letzten 16, drei sogar unter die letzten 8. Hätte dies uns jemand vorab erzählt, wir hätten es nicht für möglich gehalten.

Diese tolle Leistung wurde ausgiebig gefeiert. Am kommenden Freitag standen wieder die Londoner Sehenswürdigkeiten auf unserem Programm und auch das englische Wetter war auf unserer Seite. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen zeigte sich London von seiner schönen Seite.

Am Samstag 12:00 Uhr Ortszeit war es dann soweit. Wir betraten das erste Mal den Alexandra Palace. Viel Zeit zum Kennenlernen blieb nicht, denn gleich das erste Spiel am kleinen TV Tisch (Table 2) sollte der große Auftritt von „The Rock“ werden. Sein erster Gegner war kein geringerer als der Vizeweltmeister des letzten Jahres Huang Jungang aus China. Die Modefrage war schnell entschieden – hier gab es einen klaren Sieg für „The Rock“.

Spielerisch reichte es leider nicht ganz für die große Überraschung. Jan verlor mit 0:2, aber der Auftritt machte Mut für den nächsten Gegner. Gegen Jakub Dorocinski aus Polen ging es im zweiten Spiel bereits um den Turnierverbleib. Der Verlierer schied aus. Jan dominierte die Partie von Anfang an und ließ nie einen Zweifel aufkommen, wer den Tisch als Sieger verlassen sollte. Mit 15:8 und 15:9 wurde der allererste Sieg lautstark bejubelt und nebenbei ein kleines Preisgeld von 500 $ eingeheimst. Doch das Beste war, jetzt gab es noch ein Entscheidungsspiel. Der Gewinner würde in die KO-Phase einziehen – der Gegner Kristof Zakar aus Ungarn, kein unbeschriebenes Blatt in der internationalen Clickballgemeinde, und somit auch leicht favorisiert. Der erste Satz war nichts für schwache Nerven, keiner der Beiden konnte sich wirklich absetzen. Jan war schon 12:14 im Rückstand, doch ein gewonnener Double Point brachte den Ausgleich zum 14:14 und selbst die Chance auf den Gewinn des ersten Satzes. Es sollte nicht sein, der Ball landete knapp im Aus, der Satz damit 15:14 verloren und vermutlich mehr als eine Vorentscheidung gefallen. Jan versuchte alles im zweiten Satz, doch gegen einen jetzt auch selbstbewusster spielenden Gegner, ging auch dieser mit 9-15 verloren und die Niederlage war besiegelt. Mit etwas mehr Fortune im ersten Satz, wäre eventuell auch ein Überstehen der Gruppenphase möglich gewesen. Wir verfolgten und unterstützen die weiteren Spiele der übrigen 4 deutschen Teilnehmer, aber lediglich das Aushängeschild „The Flash“ Alexander Flemming überstand den ersten Tag und stand am Sonntag im Achtelfinale.

Löffel mit Alex „The flash“ Flemming

Alle Ergebnisse können auf der Turnierwebseite des Veranstalters nachgelesen werden.

Für den Finaltag am Sonntag waren wir nicht minder motiviert für gute Stimmung in der Arena zu sorgen. Allen voran „The Flash“ sollte unsere Unterstützung bekommen. Es half leider nichts. Alex schied äußerst unglücklich im Achtelfinale mit 14:15 nach mehreren verpassten Matchbällen aus dem Turnier aus. Doch auch davon ließen wir uns nicht schocken. Wir unterstützen wo wir konnten, bei Spielen China vs Europa die Europäer, bei Spielen der Asiaten untereinander die Frau, usw. Kurzum, wir feierten eine riesen Party, die dann zu später Stunde in einem hochklassigen Finale und dem 3:2 Erfolg von Andrew Baggaly (ENG) gegen Wang Shibo (CHN) ihren Höhepunkt fand.

(v.l. Torsten, Daniel, Jan, Eric und Niels mit Freundin Sondra)

Wir möchten uns bei allen anderen mitgereisten Spielen/Betreuern/Fans bedanken für die vielen neuen Bekanntschaften und Eindrücke, die wir mit nach Berlin genommen haben. Als WM-Neulinge haben wir auf jeden Fall Blut geleckt. Vielen Dank auch an das Daumendrücken und Unterstützen der Daheimgebliebenen – man muss es so deutlich sagen: Ihr habt wirklich was verpasst.

Am 15./16.6. findet der 7. Deutsche Clickball Cup 2019 in Fulda statt, gleichzeitig auch das Deutsche Qualifikationsturnier für die nächsten Weltmeisterschaften. Wer mehr zu Clickball wissen will, schaut am besten auf die Homepage oder sprecht einen von uns einfach an. Vielleicht können wir ja weitere Leute aus dem Verein begeistern. Bis April/Mai werdet Ihr wieder Ruhe in der Bernauer Straße vor uns haben, aber spätestens dann wird der unvergleichliche Klang wieder in der Halle zu hören sein. Vielen Dank schon mal an alle Herthaner für Euer Verständnis 😊

Daniel Streich